In wie weit ist es sinnvoll, im Kontext eines Fetischs, Situationen zu suchen, die sich explizit den Situationen ähneln, in denen es Missbrauch gab, der durch das daraus entstandene Trauma zu eben dem Fetisch geführt hat?
Zu der Verbindung von Trauma und Fetisch gibt es sehr viele Studien. Grob: die meisten Fetische sind NICHT durch Traumata ausgelöst. Es kann aber für betroffene manchmal Hilfreich sein, traumatische Situationen in einem “sicheren” Umfeld zu durchleben und dadurch aufzuarbeiten. Ob das sonderlich empfehlenswert ist, ist meines Wissens nach die Studienlage recht unklar.
(TW: Mentale Probleme, SVV)
Das ist definitiv Situationsabhängig.
Einen Fetisch zu haben, der sich aus einem Trauma heraus entwickelt, ist nicht unmöglich, wenn auch, wie @katzenbaby gesagt hat, nicht die Norm.
Inwiefern aber das Ausleben dieses Fetisches sich eher positiv auf die Psyche auswirkt (Verarbeiten, Reclaimen etc.) oder negativ (Mensch missbraucht Kink als Mittel zu svv, Trauma ) sollte man individuell abschätzen.
Letzendlich denke ich, dass wenn spezifische Traumata gegeben sind, diese idealerweise vor dem Spiel besprochen werden sollten. Die andere Person sollte sich im Klaren sein, dass eine Trauma Response möglich ist.
Ich selbst habe lange mit mentalen Problemen zu kämpfen gehabt und würde auch an einem Tag oder in einer Situation in der ich drohe, rückfällig zu werden, auf keinen Fall spielen, einfach weil meine Konsensfähigkeit eingeschränkt wäre und ich immense Angst hätte, Dom in diesem Moment für SVV zu “missbrauchen”.
Nur um das noch mal explizit auszusprechen: Im Fall eines Traumas ist kink kein akzeptabler Ersatz für Therapie und/oder Aufarbeitung.
Und zur eigentlichen Frage: Was die Anderen gesagt haben: Es hängt von dir ab. Wenn es dir gut tut, auch langfristig gut, dann spricht überhaupt nichts dagegen mit Dingen zu spielen, die einem Trauma ähneln. Ich kenne viele Leute, die kink ähnlich zu alten Traumata ausleben und sehr gut damit klar kommen. Aber ich würde das als Ansatz weder als sinnvoll noch unsinnvoll betiteln. Nur dass man immer vorsichtig sein muss, wenn man mit Traumata spielt / umgeht.
Wenn ich Spiele mache mit meinen Fetischen, geht es oft darum, mich wieder so zu fühlen, wie ich mich damals gefühlt habe, also wertlos oder eben gedemütigt oder dreckig und benutzt.
Ich habe vor ein paar Tagen mal ein Video gesehen, in dem die Person davon berichtet hat, dass sie nach ihren Spielen immer ein Nachgespräch oder so braucht, um wieder aus der Situation oder dem Gedankengang rauszukommen (ich weiß nicht mehr genau wie sie es formuliert hat).
Seht ihr das als eine gute Möglichkeit an, um dann vielleicht mich mehr davon zu überzeugen nach den Spielen, dass es diesmal nur ein Spiel war im Gegensatz zu damals, obwohl die Situationen sehr ähnlich waren?
Und wenn das eine sinnvolle Methode ist, fällt euch dann ein möglicher Ersatz für so ein Nachgespräch ein, wenn man alleine gespielt hat?
Ich nehme an du redest von Aftercare. Das brauchen/wollen so ziemlich alle Menschen nach einem Spiel.
Es wird, auch wenn keine Traumata damit in Verbindung stehen, gebraucht um aus der Rolle oder dem Mindset herauszukommen, um das Gefühlschaos zu sortieren und wieder zur “Normalität” zurück zu finden.
Was genau dabei gemacht wird ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche wollen sich unterhalten, andere wollen kuscheln und Film schauen, und wieder andere wollen erst mal alleine sein. Aber fast immer wird dabei ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit aufgebaut.
Das ist auch nicht nur auf Bottom-Seite so, auch Tops brauchen Aftercare. Ich, zum Beispiel, rede im Nachhinein gerne über die Session um nochmal Sicher zu gehen, dass alles was ich veranstaltet habe auch in Ordnung war.
Was dahingehend für dich Funktioniert musst du, fürchte ich, selber herausfinden.